Inzwischen arbeite ich in meiner Praxis in Bochum. Man sehe mir nach, dass ich mich für eine Privatpraxis entschieden habe. Ich möchte mich intensiv und ohne Hetze um die Menschen kümmern, die mir ihr Vertrauen schenken. Darum auch das Motto „HNO mit Zeit.“ Wer will, kann gerne als „Selbstzahler“ in die Praxis kommen. Diese Praxis habe ich vom Grundriss bis zu den Bildern an der Wand komplett selbst gestaltet.
An diese Stelle passt ein Auszug aus dem lesenswerten Buch „Nachtzug nach Lissabon“ von Pascal Mercier; er beschreibt ein Ziel, das eine Arztpraxis wohl nie erreichen kann – doch stimmt die Richtung:
„Das also war nun Lissabon, die Stadt, in die er gefahren war, weil er beim Betrachten seiner Schüler sein Leben plötzlich vom Ende her gesehen hatte und weil ihm das Buch eines portugiesischen Arztes in die Hand gefallen war, dessen Worte klangen, als seien sie an ihn gerichtet.
Die Räume, die er eine Stunde später betrat, sahen gar nicht so aus wie die Praxisräume einer Ärztin. Die dunkle Holztäfelung, die Originalgemälde und die dicken Teppiche ließen eher den Eindruck entstehen, als befinde man sich in der Wohnung einer noblen Familie, in der alles seine feste Form hatte und geräuschlos seinen Lauf nahm. Es überraschte Gregorius nicht, dass im Wartezimmer niemand war. Jemand, der in solchen Räumen lebte, brauchte keine Einnahmen von Patienten.
…
Mit einem Schlag wurde Gregorius vollkommen ruhig. Er spürte, wie er tief im Sessel vor ihrem Schreibtisch versank, und fühlte den Wunsch, nie mehr aufstehen zu müssen. Die Frau schien unbegrenzt Zeit für ihn zu haben.“